Die Rolle der Ergotherapie in der psychischen Gesundheitsförderung

Was bedeutet Psychische Gesundheit ?
Die Formulierung "psychische Gesundheit" beschreibt, ganz allgemein formuliert, einen positiven Zustand des mentalen Wohlbefindens. Das betrifft Erwachsene Menschen und Kinder gleichermaßen.
Jeder Mensch weiß, wie es sich anfühlt, wenn man sich in einem Zustand mentalen Wohlbefindens befindet. Dieser Status geht einher mit Glücksgefühlen, gestärktem Selbstvertrauen und positiver Lebensenergie.
Psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter
Eltern möchten, dass Ihre Kinder sich physisch und psychisch gesund entwickeln und sind um Ihr Wohl bemüht. Dennoch nehmen psychische Störungen bei Kindern immer mehr zu. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und an innere und äußere Faktoren, die die seelische Gesundheit beeinträchtigen, gebunden.
Angststörungen und Depressionen machen rund 40 Prozent der diagnostizierten Störungen aus. Weitere Erkrankungen umfassen Aufmerksamkeits-/Hyper- aktivitätsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten, bipolare Störungen, Essstörungen, Autismus, Schizophrenie und Persönlichkeitsstörungen. Werden genannte Krankheitsbilder nicht fachärztlich und therapeutisch behandelt, steigt zudem das Risiko der Suizidalität.
Bestehen psychische Störungen bei mindestens einem Elternteil, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Kind an ebensolcher Störung erkrankt. Hat beispielsweise der Vater eine Angststörung oder die Mutter eine Depression, ist das Risiko erhöht, dass das Kind dieselbe psychische Erkrankung bekommt.
Der genannte Zusammenhang zwischen elterlicher und kindlicher Störungen ist in unterschiedlichen fundierten Studien belegt. Deshalb ist es so wichtig – voraus-gesetzt Eltern sind an der psychischen Gesundheit ihres Kindes interessiert – dass diese ihre eigenen seelischen Konflikte erkennen und sich ärztlich und psycho- therapeutisch behandeln lassen.
Was können Eltern tun, um eine positive psychische Entwicklung ihres Kindes zu fördern?
Stabile Eltern-Kind-Beziehung als selbstverständlich ansehen
Sicherheit und Geborgenheit schenken
sich selbst und das Kind lieben
Selbstvertrauen schenken
Zeit mit dem Kind verbringen
in schwierigen Entwicklungsphasen begleiten
psychische Widerstandskraft (Resilienz) stärken, um Krisen besser meistern zu können
Freizeitaktivitäten ermöglichen
Werte wie Verlässlichkeit, Vertrauen und Loyalität mit aufs Leben geben
dem Kind ein stabiles und soziales Umfeld bieten
soziale Kontakte und Freundschaften pflegen
in schwierigen schulischen Phasen für das Kind da sein
Was leistet Ergotherapie in der psychischen Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen?
Ergotherapeut:innen kommen nicht nur dann zum Einsatz, wenn bereits eine psychische Störung besteht, sondern tragen im Rahmen der Prävention
bereits dazu bei, die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Dabei kommen ergotherapeutische Interventionen im schulischen
oder außerschulischen Bereich zum Tragen. Das können beispielsweise sein:
Interventionen für soziale Fähigkeiten: z.B. Problemlösungskompetenzen stärken (Einzel- und Gruppensettings)
in den schulischen Kontext eingebundene Stressmanagementprogramme (z.B. Kinder-Yoga, Entspannungstechniken für Kinder)
Schulung sozialer Kompetenzen für Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten und ADHS
Kreative Aktivitäten für Kinder und Jugendliche
Bewegungsangebote
Elternberatung
Gruppenangebote zu unterschiedlichen Themen, z.B. Resilienz, Emotionalität, Essverhalten
Stärkung sozial-emotionaler Interaktion mit Klassenkameraden:innen , Lehrer:innen, Erzieher:innen, Eltern
Tiergestützte Therapie (z.B. Hippotherapie, Therapie mit ausgebildeten Therapiehunden)
Psychische Gesundheitsförderung von Kindern sollte bei allen, die ihr Leben mit Kindern verbringen, zunehmend in den Focus rücken. Emotionale Stabilität ist ebenso wichtig, wie körperliche Gesundheit. Allen voran Eltern, Pädagogen, Lehrer Therapeut:innen etc. sollten achtsam sein für die seelische und körperliche Verfassung von Kindern und dementsprechend handeln.
"Kinder brauchen Eltern, die bereit sind, mit ihren Kindern zu wachsen" Jesper Juul ( dänischer Familientherapeut)
Quelle: Suzan Bazyk. Marian Arbesman. Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.
Leitlinien der Ergotherapie. Hogrefe Bern 2019.
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